Sonderausstellung der Abteilung Geologie im Geologie-Bereich des Museums
Ein beliebtes Urlaubsvergnügen ist es, den Strand nach Muscheln abzusuchen. Wobei uns neben Muscheln auch noch viele andere Dinge aus dem Meer in die
Hände fallen können, Schnecken, Seeigel, Seesterne, Treibholz und vielleicht auch mal ein Stückchen Bernstein. Unter den Fundstücken werden aber so
gut wie nie Brachiopoden sein. Sie sind zwar in allen Weltmeeren vertreten, sind aber von den Muscheln in größere Meerestiefen verdrängt worden, so
dass ihre Schalen nur selten an den Strand gespült werden. Da sie auch in den Schulen und in Fernsehdokumentationen so gut wie nie erwähnt werden, sind
sie den meisten Menschen unbekannt.
Dabei sind sie in allen Erdzeitaltern zahlreich im Meer vorhanden gewesen. Im Erdaltertum waren sie sogar so individuenreich, dass sie einen Großteil
der Meeresfauna ausgemacht haben. Entsprechend sind sie fossil in fast allen Meeresablagerungen zu finden. Fossiliensammler bekommen sie immer
wieder mal in die Hände. Sie schenken ihnen aber nur wenig Beachtung, weil sie ihnen meist kleiner und unscheinbarer erscheinen als z.B. fossile
Ammoniten, Schnecken und Seeigel.
Tatsächlich sind Brachiopoden genauso interessant und formenreich wie die anderen wirbellosen Meeresbewohner. Deshalb macht es Sinn, sich mal etwas
näher mit ihnen zu beschäftigen.
Ihr Name leitet sich ab von griech. brachios = Arm und podes = Füße, also bedeutet ihr Name „Armfüßer“. Der Name ist allerdings nicht sehr glücklich
gewählt, da man weder Arme noch einen Fuß bei ihnen entdecken kann. Sie sind allerdings mit zahlreichen, sehr feinen Tentakeln bestückt, mit denen sie
sich Wasser zu strudeln können. Diese sind im Innern an einem länglichen, symmetrisch angeordneten Strudelorgan befestigt, dessen Zweige man mit viel
gutem Willen als Arme ansehen kann. Da sie zweiklappig wie die Muscheln sind, wurden sie von den frühen Naturgelehrten einfach mit den Muscheln in einen
Topf geworfen. Erst nach und nach wurde klar, dass der Aufbau von Brachiopoden grundverschieden von dem der Muscheln ist. Sie besitzen z.B. ein
Innenskelett und einen Stiel. Heute stellen die Brachiopoden einen eigenen Stamm im Tierreich dar, der zwar entfernte Verwandtschaftsbeziehungen
zu den Moostierchen aber nicht zu den Muscheln hat.
Fossile Brachiopoden kann man in unserer Region – vorwiegend im fränkischen Jura - sehr leicht finden, wenn man beim Wandern den Ackerrand im Auge behält
oder wenn man mal die Chance hat in einem Jura-Steinbruch zu klopfen. In der Sonderausstellung wird alles Wissenswerte zu Brachiopoden in anschaulicher
Form vermittelt. Mehrere Hundert fossile und auch heute noch vorkommende Brachiopoden vermitteln einen Eindruck von der Vielfalt dieser Lebewesen.
In einem Begleitheft ist das Grundwissen noch einmal kompakt zusammengestellt. Zudem sind in dieser Broschüre die meisten Brachiopodenarten abgebildet,
die man realistischer Weise in unserer Region finden kann, so dass einem Bestimmungsversuch der eigenen Funde nichts mehr im Wege steht
(3,00 €; Format:A5, 46 Seiten).
Führungen und Gruppenangebote zur Sonderausstellung finden Sie unter den jeweiligen Rubriken.
Terebratalia transversa, rezent, La Jolla, Kalifornien, USA
Spinatrypa aspera, Devon, Pskov, Russland